Ein weiter Weg,
bis die Eisenbahn feierlich am 29.12.1871 eröffnet wurde,
Das Ansuchen
Nachdem der Eisenbahnbau auf sächsischer Seite schon zügig vorangegangen war,
1858 Strecke Zwickau-Schwarzenberg
1854 -1866 Anschluß Annaberg nach Chemnitz
drängten unter anderem auch die Weiperter Firmen an einen Anschluß Annaberg – Weipert-Komotau. Die Firmen hatten großes Interesse an der böhmischen Braunkohle.
Der Stadtrat von Weipert wandte sich mit diesem Anliegen an die Statthalterei in Prag und an das Handelsministerium in Wien.
Die Verhandlungen schleppten sich hin, man bildete einen Ausschuß, der diese Verhandlungen beschleunigen sollte.
Hilfreich dabei waren
der aus Orpus stammende Wiener Reichstagsabgeordnete Dr. Ferdinand Stamm,
der aus Graslitz stammende Ritter Richard von Dotzauer, Präsident der Prager Handelskammer,
mit Eingaben bei
Prof. Dr. Konstantin Höfler in Prag und
Handelsminister Ignaz Edler von Plener,
der am 10.12.1868 schriftlich zusagte.
Nach der Zusage, begann die Planung.
Die Endpunkte der Strecke standen fest: Komotau und Weipert
In weiten Kehren sollte der Steilanstieg zwischen Tschernowitz und Domina überwunden werden, sodann über Krima und Sonnenberg am Fuße des Haßberges entlang in Richtung Preßnitz, wo sich das Bezirksgericht, das Steueramt befand, dem Wächterhaus hinter dem Wald (Reischdorf 264) in der Talmulde, die sich gegen Niederreischdorf hinzog in Richtung Pressnitzer Armenhaus.
Protest der Pressnitzer Bevölkerung, wegen Lärm und Qualmbetrieb vor der Haustüre.
So wurde die Trassenführung wie folgt geändert:
am Hang des Reischberges und dem Sandberg durch den oberen Teil von Reischdorf, zwischen Pfannenstiel und Gabel der Bahnhof geplant.
Obwohl die Pressnitzer Bevölkerung vorerst gegen den Bau protestierte, die Trassenführung somit verändert wurde, drängten sie doch dann darauf, daß die Station einen Doppelnamen erhalten sollte.
Bahnhof sollte lauten: Pressnitz - Reischdorf
Baubeginn 1869
Mit der Durchführung wurde die Firma Wessely & Schön mit den
Ingenieur Bellersheim
Ingenieur Stowik
Baumeister Frank
beauftragt. Trotz schwieriger Bodenverhältnisse ging die Arbeit zügiv voran. 700 m südlich vor dem geplanten Bahnhof Reischdorf , unmittelbar nach der Staion Kupferberg mussten gewaltige Felslager aus Gneis, Ton- und Glimmerschiefer gesprengt werden, um zwei tiefe Einschnitte zu schaffen. Zwischen diesen Einschnitten waren erhebliche Erdaufschüttungen mit 2 Straßendurchlässen notwendig. Pfannenstiel eine Brücke, bei der Gabel ein Viadukt. Ähnlich schwierig war es in Weipert. Auch hier waren große Sprengungen nötig, um überhaupt den Bahnhof erreichten zu können.
Auch in Sachsen wurde kräftig an diesem Anschluß gebaut und am 28.8.1871 kam es zur Schlußsteinlegung.
Einweihung der Strecke am 29.12.1871 (Komotau-Schmiedeberg)
Feierliche Einweihung am 1.8.1872 (Komotau-Annaberg)
29.12.1871 fuhr die erste mit Girlanden geschmückte Lokomotive durch die Bahnhöfe Tschernowitz, Domina-Schönlinde, Krima-Neudorf, Sonnenberg, Preßnitz-Reischdorf, Kupferberg, Schmiedeberg
7.1.1872 folgte der erste Schotterzug
12.5.1872 der erste Zug, der bis Weipert führte
Im Juli 1872 wurde die Tragfähigkeit der Brücke über den Pöhlbach durch 2 österreischische und 3 sächsische Lokomotiven erprobt.
Der große Tag, der 1.8.1872
Mit besonders großen Feierlichkeiten eröffneten beide Verkehrsträger und übergab die Linie Komotau - Weipert – Annaberg dem Verkehr.
Der König und die Königin von Sachsen fuhren einige Tage danach auf dieser Linie nach Schlackenwerth. Viele Veteranenvereine und Schützencorps veranstalteten Feierlichkeiten in den Bahnhöfen, so auch in Reischdorf.
Bahnhof Reischdorf um 1935
Bahnhof 2002
Die Dampfloks wurden ganz schön gefordert. Viele Windungen um den kleinen Purberg zwischen Tschernowitz und Domina, Sonnenberg liegt dann auf 796 m Seehöhe und der Bahnhof Reischdorf bereits auf 824 m Seehöhe. Weiter bergauf nach Kupferberg mit 840 m Seehöhe bis es dann mit engen Kurven um Kupferbhübl nach Schmiedeberg der in 820m Seehöhe liegt. Beachtliches Gefälle dann nach Weipert, welches nur noch eine Seehöhe von 714 m hat. Die Züge mussten nach dem einen Zwischenfall, wo der Zug durch den Bahnhof ein ganzen Stück nach Sachsen weiterfuhr, so rechtzeitig bremsen, daß der Zug vor dem Bahnhof Weipert kurz anhalten musste. Das brachte schon manchmal die Eisenräder zum Glühen.
Im Winter mußte oft eine Lokomotive mit Schneepflug vor dem planmäßigen Zug fahren. Aber auch oft wurde wegen Schneeverwehungen die Strecke für einige Tage stillgelegt. In den besonders schneereichen Wintern der Jahre 1893, 1903, 1905 und 1907 kam dies öfters vor. (Unglück 1907, wo der Zug in 3 Teile zerissen wurde, und bevor Hilfe kam, bereits vollkommen eingeschneit war)
Wie sah so eine Zugfahrt aus
1872 führte in beiden Richtungen je 2 Züge. Diese beförderten sowohl Personen als auch Güter. Im Winter war es eher ungemütlich, da die Waggons keine Heizung besaßen. Bei den Personenwaggons unterschied man die
die gepolsterte 2. Klasse
die hölzerne 3. Klasse
eine 4. Klasse, wie in Sachsen, eine Stehklasse gab es in Böhmen nicht.
Am Bahnhof in Weipert gab es ab 1909 elektrischen Licht, am Bahnhof Reischdorf erst 1938.
1892 Die Fahrt (dritter Klasse) Weipert – Komotau kostete 1 Krone und 70 Heller
1903 kostete dieselbe Fahrt bereits 2 Kronen und 30 Heller
1911 wurde der Fahrpreis auf 2 Kronen und 80 Heller erhöht.
Es kam zu Haltestellenerweiterungen, sodaß am Ende, vor Auflösung des Ortes in folgenden Haltestellen gehalten wurde:
Komotau, Tschernowitz, Domina-Schönlind, Krima-Neudorf, Neudorf Haltepunkt, Sonnenberg, Preßnitz-Reischdorf, Kupferberg, Schmiedeberg-Markt, Schmiedeberg-Bahnhof, Böhmisch Hammer, Weipert-Neugeschrey, Weipert-Freibad und Weipert.
Weipert besaß eine Drehscheibe, sonst hätte der Zug zurück nach Komotau diese Strecke im Rückwärtsgang absolvieren müssen. Die Strecke war eingleisig.